Landesturntag 2014: Turnverband mit Prädikat „Zukunftsfähigkeit“

PB167592Gießen-Allendorf (kmc) Das höchste parlamentarische Gremium des Hessischen Turnverbandes (HTV) traf sich mit rund 150 Delegierten aus zwanzig Turngauen zum Landesturntag in Gießen-Allendorf. Gießen war diesjähriger Austragungsort des Verbandstages, weil das Hessische Landesturnfest 2015 in Gießen stattfinden wird. Neu beim Landesturnfest wird, durch Initiative des Turngau-Lahn-Dill-Präsidenten Wolfgang Hofmann, die Möglichkeit sein, das Sportabzeichen abzulegen. Außerdem neu sind ein Bonusheft für angemeldete Turnfest-Teilnehmer mit Vergünstigungen in Restaurants oder bei Eintrittsgeldern sowie der Austragungsort des Wahlwettkampfs. Mittendrin, unter dem Motto „Turnen in der Stadt", soll das Landesturnfest auch für die Gießener ein echtes Erlebnis werden und zum Mitmachen animieren. Turnfestbotschafter für das Landesturnfest in Gießen ist Fabian Hambüchen.

Mit sechs Delegierten war der Turngau Lahn-Dill beim Landesturntag vertreten, unter dessen Verbandsdach rund 593.000 Mitglieder beheimatet sind. Rosel Schleicher, die vor zwei Jahren gewählte Präsidentin des Hessischen Turnverbands, wies in ihrer Rede auf die zukunftsgestaltenden Inhalte hin, mit denen sich das Präsidium zurzeit auseinander setzt. Im laufenden Jahr seien sowohl die Ausbildungsangebote als auch die Fortbildungen des HTV mit knapp 20% geringerer Teilnehmerzahl angenommen worden. Ein möglicher Grund ist die Ausrichtung des dreitägigen Turn- und Sportkongresses Ende November in Darmstadt. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit dem Landessportbund ausgerichtet und hat dieses Jahr eine Rekordteilnehmerzahl mit 1.050 Turnerinnen und Turnern zu vermelden. 282 Workshops werden an drei Tagen von über hundert Referenten angeboten. Auch mit anderen Fachverbänden sucht der HTV Kooperationsmöglichkeiten; der Basketballverband hat in diesem Jahr das Turnzentrum in Alsfeld für sich entdeckt. Die „Kompetenz Kinderturnen" soll auch anderen Verbänden zur Verfügung gestellt werden, um die Basisarbeit in allen Sportarten zu unterstützen.
Die Wertschätzung für die Turnbewegung überbrachte der Staatssekretär vom Hessischen Ministerium für Inneres und Sport, Werner Koch, nicht nur mit motivierenden Worten, sondern auch mit zwei Schecks, die die Sanierung der Turnhalle in Alsfeld sowie die Umsetzung der Brandschutzvorgaben maßgeblich unterstützen werden.
Egon Fritz, Stadtverordnetenvorsteher der Gastgeber-Stadt Gießen wies in seiner kompetenten Rede auf die Veränderungen in der Bewegungswelt der Gesellschaft hin. Er plädiert für „mehr Bewegung für Kinder" und dass den Kindern die Möglichkeiten geboten werden, Bewegung und die Freude am Turnen für sich zu entdecken. Dazu gehöre auch die Idee, Sport als Hauptfach in der Grundschule zu etablieren. Dass die Marke „Kinderturnen" in der Bewegungslandschaft bereits Spuren hinterlässt, zeigt der Zuwachs von 1500 neuen Mitgliedern unter 6 Jahren in den hessischen Turnvereinen.
Als Vertreter des olympischen Spitzensports konnte das Gremium den ehemaligen Leistungsturner Sylvio Kroll, DTB-Vizepräsident, begrüßen, der auf die hessischen Turnerfolge durch Fabian Hambüchen und die Trampolinturner hinwies.
Dr. Rolf Müller vom Landessportbund erkannte beim Anblick der Delegierten ca. 1000 Jahre ehrenamtliche Erfahrung. Auch bei den Sportangeboten steigen die Herausforderungen in Bezug auf gesellschaftliche und pädagogische Arbeit. Dennoch seien die Turnvereine nicht die Reparaturwerkstatt für gesellschaftliche Defizite, weshalb es wichtig sei, das Kerngeschäft „Sport" immer im Auge zu behalten.
Nach dem einstündigen Grußwort-Marathon folgten eine dynamische Vorführung des Allendorfer Turnnachwuchses, gefolgt von der Übergabe des Gauehrenbriefes in Silber vom Turngau Mittelhessen für die Turnerin Karin Schaum (TSV Allendorf), deren Leben schon immer vom Turnen geprägt war und die noch heute regelmäßig den Meistertitel im Gerätturnen ihrer Altersklasse mit nach Hause bringt. Die HTV-Ehrennadel in Gold erhielt Werner Jonas (VfL Marburg) für seine ehrenamtliche Tätigkeit.
Bei der Prämierung der Festzeitschriften 2013 konnte sich der TV Sonderbach vor dem TV Büttelborn und dem TSV Kirberg über die beste Auszeichnung freuen.
Elena Müller (Vorsitzende Hessische Turnjugend) stellte den im letzten Jahr neu gegründeten Förderverein der Hessischen Turnjugend vor und warb nicht nur um neue Mitglieder, sondern auch um Sach- und Wissensspenden.
Im Themenkomplex Leistungssport lag ein Augenmerk auf dem Leistungszentrum in Wetzlar, dessen Trägerschaft mit den beteiligten Vereinen und dem zuständigen Turngau Lahn-Dill geklärt wurde. Mit Unterstützung des Verbandes wurde im Fachgebiet Gerätturnen weiblich eine halbe hauptamtliche Stelle geschaffen. Die Lehrer-Trainer-Stelle für den Bereich Gerätturnen männlich muss neu besetzt werden.

Nach verschiedenen Satzungsänderungen und der Umsetzung, den Bereich „Ältere und Senioren" in einem eigenen Fachgebiet neu zu strukturieren, beschäftigte sich das Gremium eine gute Stunde mit dem kontrovers diskutierten Thema der nötigen Beitragsanpassung für die Vereine. Eine konstruktive Diskussion mit drei möglichen Umsetzungsalternativen führte schließlich bei 24 Gegenstimmen und 11 Enthaltungen zu einem positiven Bescheid, die Beitragserhöhung in einer Aktion mit 0,50 Euro pro Mitglied und Jahr anzuheben.
Wiedergewählt für jeweils vier Jahre wurden die Vizepräsidenten Ulrich Müller (Finanzen und Wirtschaft), Lothar Ohl (Wettkampfsport) und Rainer Schremb (Aus- und Fortbildung).
Nach siebenstündigen Sitzungsmarathon bedankte sich Rosel Schleicher bei den Delegierten für die gute Zusammenarbeit und konstruktive Auseinandersetzung. „Der Hessische Turnverband hat das Prädikat Zukunfsfähigkeit heute erreicht.", brachte sie die Veranstaltung zu einem guten Abschluss.

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